Geldanlage: Commerzbank-Aktie: Sollten Anleger sie kaufen, wenn der Bund aussteigt?

Geldanlage: Commerzbank-Aktie: Sollten Anleger sie kaufen, wenn der Bund aussteigt?

Der Bund verkauft seine Beteiligung von 16,49 Prozent an der Commerbank. Im besten Fall entfesselt das die Bank. Investoren sollten aber auf andere Faktoren schauen

Rein in die Meyer-Werft, raus aus der Commerzbank: der Bund sortiert seine Beteiligungen neu. Schwache Unternehmen kommen rein ins Portfolio, starke Unternehmen fallen raus. Die Commerzbank sei mittlerweile stark genug, ohne den Staat auszukommen, heißt es. Doch ist das so – und wenn ja: wäre das ein Kaufsignal für die Commerzbank, sodass Anleger bald Papiere kaufen sollten?

In einem ersten Schritt will der Bund seine Beteiligung von 16,49 Prozent an der Commerzbank, die er über den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) hält, reduzieren. Der weitere Verkauf erfolgt in Tranchen, wobei die Erlöse nicht dem Bund zugute kommen, sondern in den Bankenrettungsfonds SoFFin zurückfließen.

Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Vorsitzender des zuständigen interministeriellen Lenkungsausschusses, sagte, die Commerzbank sei wieder ein stabiles und ertragsstarkes Institut. „Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt.“

02-09-24 Dax

Warum ist der Staat damals bei der Commerzbank eingestiegen?

Der Staat hatte die Frankfurter Großbank, die mitten in der globalen Finanzkrise die kriselnde Dresdner Bank geschluckt hatte, mit viel Steuergeld vor dem Kollaps bewahrt. Die Commerzbank erhielt vom FMS 2008 und 2009 Kapitalhilfen von 18,2 Mrd. Euro. Zurückgezahlt wurden der Finanzagentur zufolge bisher rund 13,15 Mrd. Euro. Der Staat ist aber weiter größter Einzelaktionär bei dem Dax-Konzern. 

Hat sich das Investment für den Bund gelohnt?

Nein – zumindest nicht rein finanziell. Auf dem aktuellen Kursniveau hat die verbliebene Staatsbeteiligung einen Wert von rund 2,5 Mrd. Euro. Seinerzeit hatte das Aktienpaket rund 5 Mrd. Euro gekostet. Um einen Gewinn zu erzielen, müsste ein Aktienkurs von knapp 26 Euro erreicht werden – zuletzt notierten Commerzbank-Anteile bei knapp 13 Euro und einem vergleichsweise billigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7,16. Die Mehrheit der Analysten rät zwar gerade noch zum Kauf oder dazu, die Aktie zu halten. Doch Anleger müssen bedenken, dass bei den Kurszahlen noch nicht einmal die Inflation mit einberechnet ist. Zählt man diese über die vergangenen 15 Jahre hinzu, beträgt der Verlust aus der Rettung der Commerzbank Stand heute sogar etwa 4,4 Mrd. Euro.

Allerdings ist darin nicht die Sicherheit enthalten, die der Einstieg seinerzeit auf den Kapitalmarkt ausstrahlte. Eine Insolvenz der Commerzbank hätte wohl deutlich größere Verwerfungen ausgelöst, die den heutigen Schaden von 4,4 Mrd. Euro sehr wahrscheinlich überschritten hätte.

Lohnt sich ein Investment?

Darauf gibt es keine einfache Antwort. Zunächst ist es richtig, dass der Staat nicht der bessere Investor ist, verglichen mit dem breiten Kapitalmarkt. Die Bilanz ist bestenfalls gemischt – und das, obwohl sich der Bund vergleichsweise große Rechte reinverhandelt hatte. Insofern liegt im Ausstieg eine Chance, wenn der Bund sich nicht länger in die Strategie einmischt.

Nichtsdestotrotz wirken gerade auf die Commerzbank stärkere Faktoren ein als die Staatsbeteiligung. Das Geschäft und damit der Aktienkurs hängt vor allem an zwei Dingen: dem Zins und der Konjunktur. Stand heute sind die Vorzeichen für Banken hier eher negativ. Die Zinsen werden tendenziell sinken, die Zinsmargen – also das, was Banken im Kreditgeschäft einnehmen – auch. Da diese Treiber von der Zentralbank und nicht von den Staaten beeinflusst wird, würde die Commerzbank das ohnehin treffen – ganz egal, ob mit oder ohne Staatsbeteiligung. Das sind keine guten Aussichten. 

Commerzbank rüstet sich für sinkende Zinsen

Neben dem Zins ist das Geschäft außerdem traditionell sehr konjunktursensibel. Kein Wunder, schließlich macht die Commerzbank im Kern Kreditgeschäfte mit der deutschen Industrie. Und die hat, nach allen aktuellen Daten, einen schweren Stand. Hier hätte der Bund zwar Handlungsspielraum, aber Wirtschaftswachstum hat sich der Staat ganz unabhängig von seinen Beteiligungen als Ziel gesetzt. Für potenzielle Investoren gilt hier also nicht die Frage, ob der Staat beteiligt ist oder nicht, sondern, ob sie der Bundesregierung den wirtschaftlichen Turnaround zutrauen. Es ist vielmehr eine Entscheidung, ob man dem Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig Chancen einräumt.

Wichtiger als das ist zudem die Frage, an wen der Bund seine Beteiligung veräußern wird. Verkauft der Bund einen großen Block Aktien an einen Staatsfonds oder strategischen Investor, dürfte das nicht ohne Wirkung auf die Bank bleiben. Denn die neuen Eigner dürften wiederum Einfluss auf das Kerngeschäft nehmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) machte hierzu aber bereits klar, dass man schon aus rechtlichen Gründen nicht nur mit einem einzigen strategischen Investor sprechen könnte.

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Źródło: Capital.de

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